Das Quartier GoWest knüpft an eine lange Berliner Tradition an: Die ersten Gewerbehöfe entwickelten sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den damals boomenden Stadtteilen Kreuzberg und Moabit. Ihre hochwertige Bausubstanz und die Anpassungsfähigkeit an fast alle Nutzungen sichern den typisch Berliner Gewerbehöfen bis heute Attraktivität und Erfolg.
Das Berliner Mietshaus ist unter dem Druck der explosionsartig wachsenden Stadt innerhalb von einem Jahrhundert zu einem herausragenden Gebäudetyp gereift; dies gilt auch für die Berliner Gewerbehöfe.
In den ersten Jahrzehnten der Entwicklung der Baugattung gab es noch Kombinationen aus Wohnnutzung im Vorderhaus und Gewerbenutzung in den Höfen. Die Gewerbehöfe boten und bieten keine großen Hallen für die Schwerindustrie, sondern vor allem große gleichartige Flächen für den (Klein-)Maschinenbau und die Elektrotechnik, aber auch die Textilwirtschaft, die Zigarettenproduktion, die Lebensmittelwirtschaft und die chemische Industrie.
Die Berliner Gewerbehöfe sind – im Gegensatz zu den Fabriken der Schwerindustrie – fünf oder mehr Stockwerke hoch gestapelte Stockwerkfabriken für mehrere Firmen („Mietfabriken“). Gewerbehöfe sind Stadtbausteine, keine typischen Stadtrandnutzer wie die Fabriken. Ab den 1880er Jahren übernahmen hydraulische Aufzüge den Warentransport in den Stockwerkfabriken. Der massenhafte Einsatz von Stahlbeton anstelle gußeiserner Stützen und preußischer Kappendecken ab Beginn den 1890er Jahren führte zu immer großzügigeren stützenfreien Grundrissen, die die Arbeitsorganisation erleichterten.
Qualität und Anpassungsfähigkeit
Erstaunlich ist das Ausmaß, in dem die Berliner Gewerbe- und Industriehöfe den Zweiten Weltkrieg und die Moderne Stadtplanung der Nachkriegszeit überstanden haben – ihre hochwertige Bausubstanz und die bauart-bedingte Anpassungsfähigkeit an fast alle Art von Nutzungen ließen sie die Zeitläufte überstehen.
Aus der Entwicklung und dem nachhaltigen Erfolg der Gewerbehöfe lassen sich die folgenden Maßgaben ableiten: Gebäudekomplexe von mindestens fünf Stockwerken und mehreren Höfen, Fassadenmaterial Backstein, große Fensteröffnungen, Hoffassaden hell gefliest, großzügige Höfe, breite und hohe Durchfahrten mit Graniteinfassung, variable Grundrisse, große Aufzüge, dauerhafte Materialien – so können Gewerbehöfe auch heutzu-tage profitabel, nachhaltig und zukunftsweisend gestaltet werden.
Auszug aus dem Fachgutachten von Dr. Benedikt Goebel, 2017
Gewerbehöfe für die Zukunft
Ganz bewusst knüpft die Planung an die Tradition der Berliner Gewerbehöfe an, kombiniert mit neuesten Energiekonzepten und nachhaltiger Technik. Was hier entsteht hat Bestand: Das Areal wird oberirdisch autofrei sein, alle Gebäude werden über die Tiefgarage angefahren. Die Wege und Straßen durch das Quartier sind den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.
Im Erdgeschoß wird es vielfältige Nutzungen geben – von Manufakturen mit Showrooms bis zu Gastronomie und Einzelhandel für den täglichen Bedarf. In den Obergeschossen sind variable Büro- und Laborflächen auf bis zu 5 Etagen angeordnet – in diversen Größen nach individuellen Bedürfnissen.
Eine weitere Besonderheit ist die Dachlandschaft von GoWest: Verbunden durch Brücken wird hier oben mit ca. 15.000 m² die größte Dachgärtnerei Deutschlands realisiert.